| Dr. Julia Staffa

Zielkonflikte im Team: Warum sie nicht aufgelöst, sondern gestaltet werden müssen
Worum geht’s wirklich bei Zielkonflikten?
Zielkonflikte entstehen oft da, wo mehrere Perspektiven gleichberechtigt nebeneinander stehen: Qualität ist wichtig. Wirtschaftlichkeit auch. Doch wenn Ressourcen knapp sind, scheint man sich entscheiden zu müssen. Und genau hier entsteht Frust – weil Menschen das Gefühl haben, ihre Werte oder Ansprüche nicht leben zu können.
Was ist der erste Schritt?
Ich frage in der Praxis oft: Worüber gibt es in euren Meetings immer wieder Diskussionen? Das sind meist Indikatoren dafür, dass Zielkonflikte unbewusst das Geschehen bestimmen. Diese Themen sichtbar zu machen, ist der erste Schritt.
Agile Haltung hilft, Widersprüche auszuhalten
Eine agile Haltung heißt für mich: Ich erkenne die Spannung an – und höre auf, sie lösen zu wollen. Ich entwickle stattdessen ein gemeinsames Verständnis, welche Ziele in welchem Kontext Vorrang haben. Vielleicht steht im Moment Qualität an erster Stelle – weil unser Unternehmen sich über Premium-Leistung positioniert. Oder wir entscheiden uns temporär für Effizienz – weil ein Zeitfenster kritisch ist.
Konflikte als Katalysator
Konflikte sind dabei kein Störfaktor, sondern ein Katalysator für Bewegung. Auch Scrum funktioniert nach diesem Prinzip: Der Product Owner fokussiert den Kundennutzen, der Scrum Master das Teamwohl – beides ist notwendig. Gerade weil beide Rollen im Gespräch bleiben müssen, bleibt die Organisation beweglich.
Reflexion beginnt bei uns selbst
Selbstreflexion ist der Schlüssel: Wo erlebe ich gerade einen Zielkonflikt? Welche Spannungsfelder bewegen mich – und welche Priorisierungen sind für mich (oder mein Team) sinnvoll?
Wenn wir es schaffen, diese Fragen regelmäßig zu stellen – zum Beispiel in einer Retrospektive – dann entsteht aus Frust ein neuer Weg: mit Klarheit, Verantwortung und echter Entwicklung.